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Symptome der Polyneuropathie

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Autonome Polyneuropathie – Innere Organe unter Dauerstress

Autonome Polyneuropathie

Die autonome Polyneuropathie betrifft das autonome Nervensystem und somit die Funktion der inneren Organe wie Herz, Lunge, Magen und Darm. Welche Organe betroffen sein können, wie sich die Beschwerden äußern und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, erfahren Sie hier.
 
So reagiert der Magen
Bei Verdacht auf einen betroffenen Magen-Darm-Trakt, einer diabetischen Gastroparese, führt der Hausarzt verschiedene Untersuchungen durch, bei denen der Blutzuckerspiegel des Patenten überwacht wird. Ein erster Therapieschritt bei einer gestörten Magenentleerung ist die Umstellung auf mehrere kleine Mahlzeiten gefolgt von einer medikamentösen Therapie. Eine der häufigsten Ursachen von Polyneuropathie ist Diabetes. Wer Diabetes hat, der weiß: Hohe Blutzuckerwerte beschleunigen die Magenentleerung, zu niedrige Werte verzögern sie. Bis zu 30% der Langzeit-Diabetiker leiden unter einer gestörten Magenentleerung für feste Speisen, die sich meist verzögert äußert. Dies kann zur Folge haben, dass schwere Unterzuckerungen trotz Nahrungsaufnahme eintreten, da das freigesetzte oder gespritzte Insulin schneller in die Blutbahnen gelangt, als die Kohlenhydrate aus der Nahrung resorbiert werden.
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So reagiert der Dickdarm
Wirkt sich die autonome Polyneuropathie auf den Dickdarm aus, sind Verstopfungen, Völlegefühl und Blähungen die Folge. Dieses Symptom betrifft bis zu 60% der Patienten mit langjährigem Diabetes. Die Therapie dieser Obstipation besteht aus einer ballaststoffreichen Ernährung oder einer medikamentösen Therapie. Laut einer Studie leidet jeder fünfte an einer Stuhlinkontinenz infolge einer autonomen Polyneuropathie. In der Diagnostik wird zunächst eine Anamnese mit ergänzenden Untersuchungen durchgeführt, bevor die Funktionsfähigkeit des Enddarms sowie des Schließmuskelapparates überprüft werden. Für die Behandlung dieser Stuhlinkontinenz werden Beckenbodengymnastik, sakrale Neurostimulation, perorale Arzneimittel sowie operative Eingriffe in Betracht gezogen.

So reagiert der Dünndarm
Eine autonome Nervenschädigung des Dünndarms zeigt sich durch eine chronische Diarrhö, die von Phasen normalen Stuhlverhaltens unterbrochen wird. Da eine klassische Endoskopie im Dünndarm nicht möglich ist, werden zur Dünndarm-Diagnostik aufwendigere Maßnahmen wie radiologische Diagnostiken oder Motilitätsdiagnostik vorgenommen.

So reagiert das Herz
Sind die Nervenfunktionen, die Herzschlagfolge und Blutkreislauf beeinflussen, betroffen, spricht man von einer kardiovaskulären autonomen diabetischen Neuropathie. Mögliche Folgen sind ein erhöhter Ruhepuls oder eine Pulsstarre. Autonome Störungen des Herzens frühzeitig zu erkennen ist essenziell. Symptome sind unklare Schwindelzustände nach dem Aufstehen, ein rascher Pulsanstieg bei Belastung, ungeklärte Tachykardien und ein Wegfall des nächtlichen Blutdruckabfalls. Die Diagnostik erfolgt meist per Ruhe-EKG oder durch individuell festgelegte Folgeuntersuchungen. Die Überwachung der Herzfunktion muss bei Diabetikern regelmäßig erfolgen, um schwerwiegende Folgeschädigungen des Herzens zu verhindern. Die Behandlung erfolgt mitunter durch eine aortocoronare Bypass-Operation.
 
So reagiert die Blase
Bei einer neurogenen Funktionsstörung des Musculus detrusor kommt es zu einem Verlust des Blasenempfindens. Bei einer diabetischen Zystopathie kann es zu einer Blasenüberfüllung und Überlaufinkontinenz spüren, da der Harndrang nur verzögert einsetzt. Dies begünstigt Harnwegsinfekte und äußert sich häufig auch durch einen schwachen Urinstrahl. In der Diagnostik greift man meist auf eine Sonografie der Harnblase zurück und versucht dabei, andere Harnwegserkrankungen abzugrenzen. Zur Behandlung empfehlen sich eine medikamentöse Therapie und zusätzliche Maßnahmen wie Beckenbodengymnastik. Falls dies die Beschwerden nicht lindern kann, ist eine dauerhafte instrumentelle Harnableitung erforderlich.
Risiko von Gallensteinen
Die Bildung von Gallensteinen tritt häufig in Verbindung mit Diabetes auf. Es ist zu vermuten, dass diese eine Folge der Motilitätsstörungen in der Gallenblase sind. Symptome sind Schmerzen im rechten Oberbauch sowie Unverträglichkeiten bei fettigen Speisen. Über Anzeichen einer exokrinen Pankreasinsuffizienz, einer Bauchspeicheldrüsenschwäche, klagen Patienten mit einer autonomen Polyneuropathie jedoch selten. Die Therapie erfolgt medikamentös oder durch eine operative Entfernung der Gallenblase.
Störungen des Blutzuckerspiegels
Besteht der Diabetes mellitus länger, haben viele Patienten Schwierigkeiten, eine Unterzuckerung festzustellen. Unbemerkte Hypoglykämien äußern sich durch typische Symptome wie Schweißausbruch, innere Unruhe, Zittern und vermehrtes Herzklopfen. Fällt der Blutzucker auf 50 mg/dl, kommt es zu einer kognitiven Dysfunktion. Noch tiefere Werte haben neurologische Symptome zur Folge und können bei Werten unter 30 mg/dl sogar bis zum hypoglykämischen Koma führen. Bei der Therapie wird der präprandiale Blutzuckerwert vorübergehend erhöht, bevor er wieder auf den Zielblutzucker gesenkt wird.
Störungen des Sexuallebens
Die erektile Dysfunktion betrifft etwa zwei Drittel der an Diabetes erkrankten Männer. Sie entwickelt sich allmählich, geht auch mit einer Verminderung der Hodensensibilität einher und kann die Ejakulation in seltenen Fällen auch ganz unmöglich machen. In der Diagnostik wird eine Anamneseerhebung vollzogen, die Labortests zur Erkennung hormoneller Störungen begleitet. Diese wird bei Bedarf durch eine erweiterte Diagnostik ergänzt. Die Therapie besteht aus einer medikamentösen Behandlung oder einer nicht-medikamentösen Alternative durch den Einsatz einer Vakuumpumpe. Penisprothesen sind nicht die Regel, da die operative Implantation relativ aufwendig ist und eventuelle medikamentöse Folgetherapien danach nicht mehr anwendbar sind. Üblicherweise wird die Therapie von einer psychologischen Beratung begleitet, die als Einzeltherapie oder auch als Paartherapie möglich ist. Sexualprobleme bei Frauen werden gesellschaftlich nur selten thematisiert, obwohl diese im Rahmen einer autonomen Polyneuropathie bei 30 Prozent der Frauen auftreten. Der Verlust der Libido, trockene Schleimhäute und schmerzhafte Entzündungen im Bereich der Vagina sind die Folgen. Häufig werden diese von Depressionen begleitet, die durch eine medikamentöse Therapie oder eine Psychotherapie behandelt werden.
Störungen der Schweißproduktion
Vermehrtes Schwitzen beim Essen, das sogenannte gustatorische Schwitzen an Gesicht und Oberkörper, ist ein weit verbreitetes Symptom. Ob die Ursache dieser gestörten Schweißproduktion in einer autonomen Polyneuropathie liegt, konnte bisher noch nicht geklärt werden. Vermindertes Schwitzen kann im Gegenzug zu trockener, rissiger Haut führen. Dieses Problem tritt meist an den Füßen und Unterschenkeln auf und ist ein Symptom der autonomen Polyneuropathie der unteren Extremitäten. Weitere Symptome sind vor dem Schienbein gelegene ödematöse Schwellungen sowie Fehlstellungen der Mittel- und Vorfußknochen. Eine medikamentöse Therapie durch Cremes und Tabletten ist bei der Behandlung dieser Störungen üblich.
Fazit zur Therapierbarkeit
Abschließend lässt sich festhalten, dass eine autonome diabetische Polyneuropathie meist nur durch eine symptomatische Therapie behandelt wird. Darum ist es besonders wichtig, der Entstehung vorzubeugen und den Blutzucker zu normalisieren. Patienten mit Diabetes mellitus wird außerdem empfohlen, Laster wie übermäßigen Alkoholkonsum und Nikotinabusus frühzeigt abzulegen.