Ursachen
Die 10 häufigsten Ursachen für Polyneuropathie
Polyneuropathie ist eine Erkrankung, bei der mehrere Nervenbahnen der Betroffenen geschädigt sind. Die Nerven sind nicht mehr in der Lage, bestimmte Signale wie Schmerz, Druck, Wärme oder Kälte an das zentrale Nervensystem weiterzuleiten, da die Nervenleitgeschwindigkeit deutlich herabgesetzt ist. Oftmals sind Füße, Beine, Arme und Hände von der Erkrankung des peripheren Nervensystems betroffen. Insgesamt gibt es mehr als 200 verschiedene Ursachen, die eine Polyneuropathie verursachen können. Welche die zehn häufigsten Auslöser sind, erfahren Sie hier.
1. Diabetes
Die am häufigsten genannte Ursache für eine Polyneuropathie ist
Diabetes. Zirka 50 % aller Diabetes-Patienten sollen demnach an einer Polyneuropathie leiden. Zweierlei Gründe sorgen bei Diabetes vermutlich für eine Schädigung der Nerven, wie die Nervenschädigung allerdings zu Stande kommt, ist noch nicht gänzlich geklärt. In erster Linie wird vermutet, dass der erhöhte Blutzucker die Blutgefäße schädigt und als Folge die Nerven unzureichend mit den benötigten Nährstoffen versorgt werden. Unterstützt wird diese These dadurch, dass die Polyneuropathie insbesondere bei den Diabetes-Patienten auftritt, deren Blutzucker schlecht eingestellt ist oder die, die ihn vernachlässigen. Der erhöhte Blutzucker kann außerdem dazu führen, dass der gesamte Stoffwechsel umgestellt wird. Die dabei entstehenden Abbauprodukte können die Nerven schädigen.
Diabetes - häufigste Ursache für Polyneuropathie
2. Alkoholmissbrauch
Als zweithäufigste Ursache für die Entstehung einer Polyneuropathie wird der übermäßige Konsum von Alkohol in Form von Alkoholmissbrauch genannt. Gelegentlicher Alkoholkonsum ist in aller Regel nicht nervenschädigend, kann aber bereits vorhandene Nervenschäden verstärken. Denn Alkohol ist auf vielfältige Weise in der Lage, die Nerven zu schädigen. Unter anderem können Stoffe, die im Abbauprozess entstehen, die Nerven schädigen. Außerdem wird durch den Konsum von Alkohol die Aufnahme von Vitamin B im Magen-Darm-Trakt massiv behindert, ein Mangel an Vitamin B führt zur Polyneuropathie. Hinzu kommt, dass bei Alkoholkonsum die Nieren auf Hochtouren arbeiten. So werden zahlreiche Vitamine auf diesem Wege ausgeschieden, was ebenfalls für die Nerven von Nachteil ist. Ein weiterer Faktor ist die einseitige Ernährung vieler Alkoholiker, die ihren Fokus selten auf eine ausgewogene Ernährung mit zahlreichen Vitaminen legen.
3. Autoimmunkrankheiten
Das Immunsystem hat eigentlich die Funktion, den Körper vor Gewebeschädigungen durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten zu schützen, ohne körpereigene Strukturen anzugreifen. Manchmal allerdings attackiert das Immunsystem den eigenen Körper, Gründe für diese Fehlfunktion des Immunsystems sind nicht gänzlich auszumachen. Die Symptomatik der verschiedenen Autoimmunerkrankungen hängt davon ab, welches Gewebe oder Organ betroffen ist. Bei den Erkrankungen
- Guillain-Barré-Syndrom (GBS)
- Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie (CIDP)
- Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA)
attackiert der Körper die eigenen Nervenzellen, Polyneuropathie ist die Folge. Eine Behandlung, die die Ursache behebt, ist bei einer Autoimmunerkrankung nicht möglich. In aller Regel erfolgt eine symptomatische Behandlung, um die Nervenschmerzen in einem erträglichen Maß zu halten.
4. Vitaminmängel
Der Mangel an Vitaminen ist ebenso häufig schuld an einer Polyneuropathie. Insbesondere eine unzureichende Versorgung mit
- Vitamin B12
- Vitamin B1
- Vitamin B6
- Vitamin E ist ein auslösender Faktor.
Besonders der Mangel an Vitamin B12 kann an einer Polyneuropathie schuld sein. Vitamin B12 ist in tierischen Lebensmitteln enthalten, daher sind Vegetarier besonders gefährdet. Möglicherweise kann auch durch die Einnahme von Protonenpumpenhemmer gegen Sodbrennen die Aufnahme von Vitamin B12 durch die fehlende Magensäure beeinträchtigt werden. Verschiedenen Magen-Darm-Erkrankungen können die Aufnahme von Vitamin B12 oder Vitamin E verhindern. Ein Mangel oder Überschuss, beides kann eine Polyneuropathie verursachen, von Vitamin B1 oder B6 ist sehr selten und ist bei einer normalen Ernährungsweise nicht möglich. Grundsätzlich sind Erkrankungen verantwortlich für eine Polyneuropathie, die die Vitaminaufnahme des Körpers behindern.
5. Polyneuropathien bei Krebserkrankungen
Es ist sowohl möglich das eine Polyneuropathie als paraneoplastisches Syndrom als auch als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten kann. Das paraneoplastische Syndrom ist eine häufige Begleiterscheinung bei Krebs. Bei dieser Erkrankung werden entweder durch den Tumor Botenstoffe freigesetzt, die die Nerven schädigen, oder aber eine Immunreaktion auf den Krebs selbst ist verantwortlich. Es ist sogar möglich, dass eine Polyneuropathie das erste Symptom bei einer Krebserkrankung ist. Eine weitere Möglichkeit ist die Polyneuropathie als Nebenwirkung der Chemotherapie. Durch die Chemotherapie sollen eigentlich Krebszellen zerstört werden. Häufig kommt es allerdings vor, dass auch wichtige Nerven geschädigt werden.
6. Medikamente
Antibiotika sollen Bakterien abtöten, doch sie sind ebenso in der Lage das körpereigene Gewebe zu schädigen. Grundsätzlich ist die Einnahme von Antibiotika kein Risikofaktor, doch besonders bei Medikamenten, die bislang unzureichend erforscht sind, ist das Risiko gegeben, dass es zu unerwünschten Nebenwirkungen wie einer Polyneuropathie kommen kann.
7. Infektion mit Bakterien oder Viren
Prinzipiell ist jede Infektion in der Lage, Nerven zu schädigen. Selbst harmlose Erkältungen können Auslöser sein. Für eine Polyneuropathie, bei der gleich mehrere Nerven geschädigt sind, sind aber besonders folgende Viren und Bakterien ursächlich für die Erkrankung: Borreliose, HIV, Diphterie, Gürtelrose, Pfeiffersches Drüsenfieber oder Herpes-Simplex Infektionen.
8. Vergiftung
Wer beruflich häufiger mit Schwermetallen wie Blei oder Quecksilber in Berührung kommt und Symptome einer Polyneuropathie entwickelt, sollte seinem Arzt dies umgehend mitteilen. Gleiches gilt für Menschen, die in Kontakt mit Cadmium, Thalium oder Arsen gekommen sind. Diese Stoffe haben gemeinsam, dass sie die Nerven stark schädigen können. Thalium ist beispielsweise in Rattengift häufig enthalten.
Für gewöhnlich ist ein direkter Kontakt erforderlich, es ist allerdings auch möglich, dass der regelmäßige Verzehr mit kontaminierten Lebensmitteln zu einer Polyneuropathie führen kann.
9. Stoffwechsel oder Organbedingte Polyneuropathie
Erkrankungen der Leber und Nieren können ebenso wie eine Störung der Schilddrüse für eine Polyneuropathie verantwortlich sein. Kommt es zu einer Leberzirrhose oder einem Funktionsverlust der Nieren, treten überdurchschnittlich oft Symptome der Polyneuropathie auf. Ursächlich ist der Funktionsverlust beider Organe, deren Schädigung zu einer unzureichenden Nährstoffversorgung führt beziehungsweise Abbauprodukte des Körpers nicht mehr optimal filtern kann.
Sogar Patienten mit einer Lungenerkrankung können durch Sauerstoffmangel im Blut an einer Polyneuropathie leiden.
10. Idiopathische Polyneuropathie
Wenn eine Erkrankung idiopathisch ist, bedeutet das in aller Regel, dass die ihr zugrunde liegende Ursache nicht klar ersichtlich ist. In vielen Fällen mit einer idiopathischen Polyneuropathie verschwinden die Symptome nach einiger Zeit wieder, ohne dass der Auslöser ausgemacht werden konnte. Sollten die Symptome erneut auftreten oder sich weiter verschlechtern, ist allerdings angeraten, sich weiter auf die Suche nach der Ursache zu begeben.
Polyneuropathie - Eine Erkrankung mit vielen Facetten
Nicht nur, dass die Symptome sehr unterschiedlich ausfallen können, so sind die Ursachen ebenso vielfältig. Schätzungsweise entfallen 46 % aller Polyneuropathie-Erkrankungen auf Diabetes und Alkoholmissbrauch, dennoch gibt es seltener den Fall einer Medikamentennebenwirkung. Polyneuropathie kann unter Umständen sogar genetisch bedingt sein oder es gibt Erkrankungen, die Symptome ähnlich einer Polyneuropathie verursachen.
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