Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS)

Häufige Ursache für Polyneuropathie

Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) kann eine Ursache von Polyneuropathie sein, doch wird es auch selbst als eine Form der Polyneuropathie bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine akute inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie. Das Guillain-Barré-Syndrom ist durch eine Muskelschwäche gekennzeichnet, die sich innerhalb kurzer Zeit verstärken, aber dann allmählich selbst zurückgehen kann.

Charakteristik von GBS

Das Guillain-Barré-Syndrom tritt zumeist nach Infekten auf und ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems. Charakteristisch dafür sind aufsteigende, symmetrische Lähmungen, deren Basis eine demyelinisierende, entzündliche und akute Polyneuropathie ist. Die Ursache dafür sind Autoantikörper. Im Gehirnwasser tritt eine starke Eiweißerhöhung ohne Zellvermehrung auf. In elektrodiagnostischen Verfahren zur Untersuchung zeigen sich Demyelinisierungszeichen. Bei einer Behandlung entwickeln sich die Symptome in der Regel in umgekehrter Reihenfolge zurück. Verschiedene autonome Komplikationen können akut auftreten. Die Erkrankung wurde erstmals 1916 durch die französischen Neurologen G. Guillain und J. A. Barré beschrieben. Sie kann in allen Altersklassen auftreten. Verstärkt tritt sie im frühen Erwachsenenalter sowie zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf.

 

Symptome des Guillain-Barré-Syndroms

Zumeist treten die ersten Symptome von GBS in beiden Beinen auf. Sie breiten sich dann nach oben aus und betreffen auch die Arme. Die ersten Symptome können jedoch auch in den Armen oder im Kopf auftreten und sich dann nach unten ausbreiten. Die Erkrankung macht sich mit Schwäche und Kribbeln und zum Teil auch mit einem Empfindungsverlust bemerkbar. Diese Schwäche prägt sich bei den meisten Patienten nach drei Wochen am stärksten aus. Häufig fehlen die Reflexe oder sind abgeschwächt. Bei 5 bis 10 Prozent der Patienten ist aufgrund der stark geschwächten Atmung eine künstliche Beatmung erforderlich. Die Gesichts- und Schluckmuskulatur ist bei mehr als der Hälfte der Patienten geschwächt. Die Folgen sind häufig Dehydration und Mangelernährung.

Ist die Symptomatik besonders stark ausgeprägt, tritt eine Störung der inneren Funktionen auf, die durch das vegetative Nervensystem gesteuert werden. Es kann zu Verstopfungen, Harnverhaltungen, Blutdruckschwankungen und Herzrhythmusstörungen kommen. Das Miller-Fisher-Syndrom ist eine Sonderform des akuten Guillain-Barré-Syndroms. Als Symptome treten nur Unbeweglichkeit der Augen, unsicherer Gang und fehlende Reflexe auf. Da sich die Symptome von GBS schnell verschlechtern können, ist eine sofortige Behandlung in einer Klinik erforderlich.

 

Ursachen von GBS

Als Ursache von GBS wird eine Autoimmunerkrankung vermutet. Das körpereigene Immunsystem kann entweder die Myelinscheide, mit der die Nerven umschlossen sind und die für eine schnelle Übertragung von Nervensignalen sorgt, oder den für die Signalübermittlung verantwortlichen Nerventeil angreifen.

Diskutiert wird darüber, ob eine Impfung gegen Schweinegrippe das Guillain-Barré-Syndrom verursachen kann. Eindeutige Beweise dafür liegen noch nicht vor, doch kann die Impfung als Ursache auch nicht ausgeschlossen werden.

 

Diagnose des Guillain-Barré-Syndroms

Um festzustellen, ob ein Guillain-Barré-Syndrom vorliegt, ist eine Untersuchung durch den Arzt erforderlich. Der Arzt kann anhand der Symptome häufig schon erkennen, ob GBS vorliegt. Um die Diagnose zu erhärten, nimmt der Arzt verschiedene Tests vor. Eine der wichtigsten Untersuchungen ist die Lumbalpunktion, bei der Nervenwasser aus der unteren Lendenwirbelsäule entnommen wird. Ist ein hoher Eiweißgehalt in der Nervenflüssigkeit vorhanden und fehlen gleichzeitig weiße Blutkörperchen oder ist deren Konzentration nur gering, ist das Guillain-Barré-Syndrom wahrscheinlich. Weiterhin werden eine Elektromyographie und eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit vorgenommen. Der Arzt nimmt zusätzlich häufig Bluttests vor. Ein weiteres Diagnoseverfahren ist die Magnetresonanztomographie.

 

Behandlung von GBS

Da das Guillain-Barré-Syndrom sehr akut und gefährlich sein kann, ist eine sofortige Behandlung erforderlich. Im Rahmen eines stationären Aufenthalts werden die Vitalfunktionen ständig kontrolliert. Häufig ist eine künstliche Beatmung oder die Versorgung des Patienten mit einem Herzschrittmacher erforderlich. Eine Vorbeugung von Thrombosen, Lungenentzündung und Dekubitus ist erforderlich. Der Patient kann zusätzlich mit Immunglobulinen und einem Plasmaaustausch behandelt werden. Zumeist ist im Anschluss an die Behandlung eine Rehabilitation erforderlich.

 

Prognose beim Guillain-Barré-Syndrom

Wird das Guillain-Barré-Syndrom behandelt, wird das Fortschreiten der Erkrankung nach etwa acht Wochen gestoppt. Ohne Behandlung klingen die Symptome meistens nach einigen Monaten ab. Erfolgt die Behandlung frühzeitig, können sich die Symptome bereits innerhalb von Tagen oder Wochen bessern. Eine Schwäche verbleibt bei vielen Patienten noch nach etwa drei Jahren. Die durchschnittliche Sterberate bei Patienten mit GBS liegt bei zwei Prozent.

Bildquelle ©designer491 – stock.adobe.com